Glück im Stück. 1 – Wer bin ich?

In der Biografie von Katharina der Großen gefällt mir die Gräfin von Bentinck aus Jever ebenso, wie sie Katharina gefallen haben muss, die damals noch Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst hieß.
Die Gräfin war dreißig Jahre alt, nicht schön aber von außergewöhnlicher Herzlichkeit und mitreißender Vitalität. Außerdem war sie klug und recht gebildet und schien auf eine fröhliche Weise ihren eigenen Weg zu gehen „allem Anständigen und Ehrbaren abold“.
Sophie fand nicht  nur den unkonventionellen Lebensstil, sondern vor allem die Spontanität und Ungezwungenheit dieser Frau faszinierend. Sie tanzte ausgelassen und scherte sich nicht darum, wer zusah. Sie ging ihren Hobbies nach, obwohl sie verheiratet war und eine Frau in nicht gleichberechtigten Zeiten. Sie pflegte Freundschaften und setzte sich für andere ein. Sie wusste, was ihr Freude macht und sie tat, was sie wollte und interessierte sich nicht dafür, wie es auf andere wirkte. „Ob sie die Erwartungen ihrer Welt erfüllte oder nicht, war ihr gleich. Verheiratet, hatte sie sich doch ihre Unabhängigkeit bewahrt. […] Ihre Rede war so frei wie ihre Handlungen, und – sehr wichtig – sie schien bei allem, was sie tat, vollkommen mit sich im Einklang. Alles in allem hatte die Gräfin von Bentinck nach Sophies Meinung ein höchst beneidenswertes Leben.“

Sie war damals eine Ausnahme und ist es heute noch. Wer tanzt durchs Leben und ist wirklich im Einklang mit sich selbst? Der Lebenslauf einer Frau sieht nicht selten so aus: Erst ist sie Papas Mädchen (oder eben auch nicht), dann eine junge Frau und hat einen Freund, eine Ausbildung, arbeitet, trifft die große Liebe, heiratet, bekommt vielleicht Kinder… und irgendwann die Krise weil sie sie sich fragt „Und wo bleibe ich? Wer bin ich eigentlich?“ und das ist sinnvoll, denn diese große Frage „Wer bin ich?“ wird viel zu wenig gestellt. Es wird auch von der Gesellschaft zu wenig gefordert, im Einklang mit sich selbst zu sein. Ist aber wichtig, um glücklich zu sein und andere glücklich zu machen.

Glück wird getragen von 5 Säulen.
Eine ist Selbst-BEWUSST-Sein;
also zu wissen, wer man ist.

Und wenn du das liest, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, dich kennen zu lernen – egal wie viel du schon von dir weißt und egal ob du eine Frau bist oder ein Mann.

Die Gräfin von Bentinck war auch Mutter. Und gerade als Eltern hat man größte Chancen, sich selbst besser kennen zu lernen, denn Kinder aber auch Partner spiegeln einem zuverlässig die Themen wieder, die man sich anschauen sollte.

Wir erkennen uns immer im anderen.

Welche Eigenart fasziniert und ärgert dich gleichermaßen an deinem Kind?
Hast du ein Kind mit unheimlichem Bewegungsdrang? Dein Körper braucht Bewegung und dein Kind unterstreicht das nochmal für dich. 😛
Es hört dir nicht zu? Kinder finden ganz andere Sachen wichtig, hörst du ihm zu?
Treibt es dich in den Wahnsinn weil es immer wieder deine Grenzen testet? Sie können ja nicht anders, Kinder müssen ihre Welt erste kennen lernen. Unsere menschlichen Kulturen sind so unterschiedlich – wie gut ist es da, dass Kinder ganz unvoreingenommen sind. Das Problem liegt bei dir, sorry. Du musst seine Grenzen erst einmal kennen und sie dann angemessen verteidigen. Lerne!
Kinder fordern Grenzen ebenso wie Werte. Welche Werte hast du?
Und ist es nicht unsere Aufgabe, unseren Kindern zu zeigen, wie schön das Leben sein kann? Wie das Leben schön sein kann? Was macht dich glücklich?

Versuche, durch den Rücken in deine Brust zu atmen. Guckt ja keiner. Dabei ziehst du automatisch deine Schultern zurück, dein Stolzmuskel wird gedehnt. Solltest du das nicht viel öfter tun? Fang an, dich zu mögen! 🙂

Spüre dich in einer Situation, die dir so richtig gefällt. Wie fühlt sich das an, auch körperlich? Spüre dich in einer Situation, wo du dich ganz und gar nicht wohl fühlst. Wie ist das im Gegensatz? Wo wird dein Körper „eng“?

Du darfst die Rucksäcke jetzt ablegen, die dich belasten.

Du schleppst auch Sachen mit dir herum, die gar nicht zu dir gehören. Wir sind un-bewusst geprägt durch unsere Eltern. Was wenn dein Vater nicht anwesend war oder nicht zugänglich? Dein Vater hat ja auch seine Geschichte.
Kinder suchen Wege, um das Interesse ihrer Eltern zu wecken, sie finden heraus, wie sie sie erreichen können. Du als Kind hast beobachtet, wann die Augen deiner Eltern strahlen und dich danach ausgerichtet.
Das Ergebnis kann ein Gefall-Püppchen sein, die Zuneigung durch optische Gefälligkeit oder gefälliges Verhalten erhascht: „Ich gefalle also bin ich.“
Vielleicht zeichnest du dich durch besondere Leistungen aus: „Ich bin leistungsfähig und erfolgreich also bin ich.“
Vielleicht ist dein Weg aber auch Widerstand, besonders den Ansichten deiner Eltern gegenüber: „Ich trotze also bin ich.“
Vielleicht glaubst du auch, du bist es nicht wert, geliebt zu werden.

Deine Eltern waren nicht ideal. Auch du musst nicht perfekt sein. Du bist es wert, geliebt zu werden und es ist okay, dass du deine Eltern als Kind geliebt hast. Heute darfst du ihnen liebevoll ihre Fehler verzeihen.

Auch die Gesellschaft, das Lebensumfeld prägt. Ich habe von einer Freundin meiner Mutter die Gewissheit übernommen, dass eine Frau viele schöne Schuhe braucht und entsprechend viele habe ich. Sie sagte „Wann immer du eine beschissene Situation hast, kannst du wenigstens auf deine schönen Füße schauen.“ Diese Überzeugung behalte ich und die Schuhe auch. 🙂

Deine Eltern waren gut genug, so gut sie es eben konnten und du bist gut genug. Schau hin. Du bist gut. ♥

Namasté

Moe

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